Im Folgenden möchte ich gern beschreiben, was alles notwendig war um meinen Bentley gelegentlich
– natürlich offiziell – als Hochzeits-Limousine anbieten zu können.
Die Idee war also nicht, eine Firma oder einen Haupt-Erwerb zu gründen. Ganz im Gegenteil: ich stehe mit 58 Jahren als Geschäftsführer eines internationalen Joint Venture-Unternehmens mit beiden Beinen fest im Berufsleben.
Vielmehr ist die Idee zu AngloClassic aus dem Wunsch entstanden, mein Hobby – englische Luxus-Limousinen – mit anderen zu teilen und so meinen Bentley Turbo R für Hochzeitsfahrten, Jubiläen etc … anzubieten.
Als guter Bürger und ehrlicher Steuerzahler wollte ich dies natürlich offiziell tun. Der Gedanke war ein Kleingewerbe um das Fahrzeug 3 bis 4 mal im Jahr am Wochenende für Hochzeiten anzubieten.
So ging ich also – vor ziemlich genau einem Jahr – zum Rathaus unserer kleinen Stadt und wollte dieses Gewerbe anmelden, zu der Zeit noch voller Enthusiasmus für die Idee und überzeugt, dass diese eine reine Formalität sei.
Hier wurde ich jedoch schnell eines anderen belehrt: ich musste erfahren, dass für mein Vorhaben Genehmigungen in größerem Umfang nötig sind und dass weder mein Fachwissen als Diplom-Ingenieur (Schiffsbetriebstechnik mit Patent CI zum Leiten von Dampf- und Motor-Anlagen unbegrenzter Maschinenleistung in weltweiter Fahrt ) noch meine vieljährige Erfahrung und Tätigkeit als Allein-Geschäftsführer eines internationalen Joint-Ventures zweier Weltfirmen ausreicht.
So wandte ich mich also mal an die IHK in unserem Zuständigkeits-Bereich und bekam von dort auch umgehend, kompetent, hilfsbereit und sehr freundlich folgende Information:
Da ich gegen Entgelt und mit Wiederholungsabsicht Hochzeitsfahrten anbieten möchte, ist eine
Genehmigung für den Mietwagenverkehr erforderlich.
Nähere Auskunft hierzu erteilt die zuständige untere Genehmigungsbehörde, das zuständigen Landratsamt.
Neben dem
Nachweis der persönlichen Zuverlässigkeit
und der
finanziellen Leistungsfähigkeit
ist auch die
fachliche Eignung im Sinne der Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr
nachzuweisen.
Als Nachweis der fachlichen Eignung kann nur eine leitende Tätigkeit in einem Unternehmen des Straßenpersonenverkehrs anerkannt werden.
Da ich jedoch nicht in solch einem Unternehmen leitend tätig bin, kann der Nachweis durch eine
Fachkundeprüfung
erlangt werden.
Aufgrund einer Kooperation mit der IHK Heilbronn ist die IHK Region Stuttgart für die Fachkundeprüfung des Straßenpersonenverkehrs mit Taxen und Mietwagen zuständig.
Weitere Informationen zu Prüfungsterminen, Sachgebietslisten und Anmeldeformularen fand ich dann im Download -Bereich auf der IHK Internet-Seite.
Die größte Hürde war also die Fachkunde-Prüfung (dachte ich zu der Zeit noch …)
Internet-Recherche ergab, dass die effizienteste Methode diese durchaus anspruchsvolle Prüfung zu bestehen eine Vorbereitung in Form eines Seminars ist. Ich fand mehrere Anbieter, entschied mich jedoch – weil es vom Termin ( Zeit ist für mich, im Berufsleben stehend , ein KO Kriterium ) und Ort her am besten passte für ein 6-Tage Seminar von Verkehrsseminare MARBS.
Und es kam, wie es kommen musste: eine ebenso unvorhersehbare wie unverschiebbare Geschäftsreise fiel genau in den Seminar-Termin.
Frau Ellen Hummel, die Inhaberin von Verkehrs-Seminare MARBS, war meine Rettung: sie bot mir ein Einzel-Seminar zu einem für mich passenden Termin in ihrer Zentrale in Bad Friedrichshall an.
Anfangs stand ich dem Seminar skeptisch gegenüber: was muss ich wohl noch lernen, um einen Mietwagen-Betrieb zu führen ? Aber, ich muss offen gestehen: das hatte ich unterschätzt und die Entscheidung für das Seminar war gold-richtig. Neben dem freundlichen Entgegenkommen von Frau Hummel hat hierzu ganz wesentlich der Seminar-Leiter, Herr Kempl, beigetragen. Er brachte auf wundervoll humorvolle Weise, jedoch sehr praxis-orientiert Informationen ueber Dinge rüber, die ich nie zuvor gehört hatte – und die ich wahrscheinlich auch nie wieder brauchen werde … Andere waren eine echte Bereicherung für mich und mein berufliches Leben. Ich habe nicht nur gelernt, es hat mir auch viel Spass gemacht.
Dafuer moechte ich mich an dieser Stelle nochmals ganz ganz herzlich bedanken.
Am 17. April habe ich dann die schriftliche Prüfung bei der IHK Stuttgart absolviert. Es war wie ganz ganz früher – in der Schule … mit feuchten Händen und allem, was dazu gehört.
Ich bin morgens 06:30 losgefahren – und stand ein-einhalb Stunden auf der A81 in einem Unfall-Stau … dort angekommen gab es natürlich keinen Parkplatz. 7-stoeckiges Parkhaus, voll bis auf den letzten Platz.
Ich parke im uneingeschränkten Halteverbot vor der Abfahrtsrampe. Mit 15 Minuten Verspätung schaffe ich es zur Prüfung. Alle Kandidaten sitzen bereits über den Aufgaben.
Es war schon sehr anspruchsvoll: 3 Stunden am Stück schriftliche Prüfung: Multiple Choice, Text-Erläuterungen und Berechnungen.
Nach der Prüfung finde ich den Strafzettel unter dem Scheibenwischer – aber der war jeden Cent wert …
Ein Woche später dann die schriftliche Verkündung des Ergebnisses: „ nach der ersten Korrektur hat die Bearbeitung der gestellten Prüfungsaufgaben zu einem hinreichenden Ergebnis geführt. Deshalb werden Sie vom Termin der mündlichen Prüfung befreit….
Damit war die erste Hürde genommen.
Über die weiteren werde ich in den kommenden Beiträgen berichten